Fellpflege
Bei uns Zweibeinern gehört es zum guten Ton, die gesamte Körperoberfläche mindestens einmal täglich unter Verwendung fettlöslicher Substanzen (= Seife) gründlich zu "putzen" und anschliessend durch ein Deo sicherzustellen, dass die lieben Mitmenschen uns riechen können.
Für unsere Esel könnte der Merksatz gelten: Wir müssen eigentlich nur putzen, wenn wir sie nutzen! Jede Nutzung des Esels bringt es aber mit sich, dass die Haut mit Ausrüstungsgegenständen in Berührung kommt, wodurch bei mangelnder Sauberkeit Hautirriationen bis hin zu offenen Wunden verursacht werden können. Vor der Nutzung steht deshalb die gewissenhafte Reinigung aller betroffenen Körperstellen (Sattellage, Gurtlage, Kopf, teilweise auch Schweifrübe, usw.) von grobem Schmutz. Eine porentiefe Sauberkeit ist aber auch in diesem Fall nicht notwendig, sogar schädlich. Lediglich Sand, Futterreste, loses Fell oder ähnliche grobkörnige Schmutzstoffe müssen entfernt werden, damit die Haut durch den punktuellen Druck nicht verletzt werden kann. Ganz so nebenbei stimmt das Putzritual auf die gemeinsame Arbeit ein.
Zu den Eseln angeborenen Verhaltensweisen gehört die solitäre (zum Beispiel Wälzen, Scheuern an einem Baum) und soziale (zum Beispiel gegenseitiges Beknabbern) Fellpflege, die durchaus effektiv genug sind, solange der Mensch sich nicht einmischt. Dies setzt aber wiederum voraus, dass die Esel Gelegenheit haben, sich gegenseitig zu pflegen und zusätzlich über die Möglichkeit verfügen, alleine intensive Fellpflege zu betreiben. Also: werden Esel nicht genutzt, werden sie in Gesellschaft gehalten und stehen ihnen geeignete Plätze zum Wälzen (trockener Hartplatz, sauberer Sand) oder zum Scheuern (befestigte Bürsten) zur Verfügung ist eine tägliche, gründliche Fellpflege durch den Menschen nicht notwendig. Ausnahme: Intensive Fellpflege durch den Menschen ist vor allem im Frühjahr notwendig, damit die langen Winterhaare nicht verfilzen. Hin und wieder sollte man allerdings auch sonst Esel mit Striegel und Kardätsche putzen, allerdings eher oberflächlich, damit die schützende Staubschicht nicht entfernt wird.
Übrigens sollte man daran denken den Esel immer draussen zu putzen. Beim Striegeln im Stall legt sich der Staub ansonsten auf die Atemwege von Mensch und Vierbeiner
Scheuerpfahl
Ein Scheuerpfahl wird von vielen Eseln sehr geschätzt. Als Scheuerpfahl eignet sich zum Beispiel ein dicker, glatter Zaunpfahl, der 100-150 cm hoch aus der Erde ragt. Er muss mindestens 60 cm tief ins Erdreich eingelassen sein, damit er dem Druck der scheuernden Esel standhält. Noch besser ist ein gewachsener Baumstamm. Falls ein Baum auf der Weide oder im Auslauf gefällt werden muss, den Stamm entsprechend hoch stehen lassen.
Den so gesetzten Scheuerbaum kann man attraktiver für die Esel und schonender für ihr Fell gestalten, indem man ihn mit überflüssigem Putzzeug versieht. In fast jedem Stall finden sich doch alte Bürsten oder Striegel mit gerissenen Riemchen, welche man an den Scheuerbaum schrauben kann.
Teurer, aber noch effektiver ist ein Bürstenkonstruktion für den Stall, die im Landwirtschaftsbedarf für Rinderlaufställe angeboten wird.
Hufpflege
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Hufpflege zu richten. Je nach Abnützung müssen die Hufe von Eseln alle acht bis zwölf Wochen professionell bearbeitet werden, ansonsten bilden sich "Schnabelschuhe". Am besten erkundigt man sich bei anderen Eselbesitzern, welcher Huffachmann in der Region empfehlenswert ist. Dabei ist nicht nur auf die Kosten zu achten - der Billigste ist nicht immer auch der Beste!
Nebst dem Besuch des Huffachmanns sollte man sich täglich um die Hufe seines Esels kümmern. Man räumt allen Schmutz aus, vor allem auch Steinchen, die sich gerne festsetzen. Man muss dafür besorgt sein, das der Esel möglichst nicht im Kot und in uringetränkter Einstreu steht. Ammoniakdämpfe, die dort entstehen, schaden den Hufen (und auch den Atmungsorganen).
Wenn der Esel artgerecht gehalten wird, werden die Hufe automatisch regelmässig mit genügend Feuchtigkeit versorgt. Schon der morgendliche Tau versorgt die Hufe mit der notwendigen Feuchtigkeit. So "gepflegte" Hufe brauchen kein Huffett, denn dieses verhindert nur, dass Feuchtigkeit in die Hufe eindringen kann.
Ausreichende Bewegung in Auslauf und Weide garantiert gute Durchblutung und Training des Bewegungsapparates.
Impfungen
Nicht am falschen Ende sparen - eine Impfung gegen Tetanus (Starrkrampf) ist für die Gesundheitsvorsorge unerlässlich. Meist wird sie kombiniert mit einer Impfung gegen Influenza (Pferdegrippe), dann ist eine alljährliche Wiederholungsimpfung notwendig. Wird nur gegen Tetanus geimpft, ist der Impfschutz länger gewährleistet. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten.
Siehe auch unter "Impfen"
Wohlfühlen
Obwohl der Mensch also gut daran tut, nicht eigene Bedürfnisse und Massstäbe auf seinen Esel zu übertragen und nicht nach porentiefer Reinheit zu streben, kommt der aufmerksamen Pflege eine wichtige Bedeutung zu. Während des Putzens können Veränderungen der Haut (kleine Verletzungen, Insektenstiche, Parasiten, Schwellungen, Krusten, Hautabschürfungen und -erkrankungen, etc.) wahrgenommen werden. Erkrankungen können so frühzeitig entdeckt und behandelt werden.
In Eselkreisen kommt dem gegenseitigen Putzen eine wichtige Rolle zu. Freundschaftliches Beknabbern und Kraulen festigt die soziale Bindung und steigert das Wohlbefinden des Einzelnen innerhalb der Gruppe. Es steht ausser Frage, dass auch die Säuberungsaktionen des Menschen von seinem Esel als Freundschaftsbeweis verstanden werden. Insofern sorgt aufmerksames, rücksichtsvolles Putzen für eine feste Bindung zwischen Zwei- und Vierbeinern. Putzen entspannt (beide!), regt die Durchblutung an, steigert die Ausscheidungsfunktion der Haut und macht unsere Esel schlicht glücklich.
Wurmkuren
Zur Gesundheitsvorsorge gehört auch das regelmässige Entwurmen. Würmer richten bei Eseln irreparable Schäden an inneren Organen an. Mindestens vor dem Weideaustrieb im Frühjahr und zweimal während der Weideperiode sollten Esel entwurmt werden, wobei zwischen den einzelnen Wurmkuren mindestens zwei Monate liegen sollten. Bewährt hat sich ein viermaliges Entwurmen pro Jahr. Auf dem Markt gibt es verschiedenste Wurmmittel, zumeist Pasten, die eine Eingabe einfach machen, aber auch Pulver, die unters Futter gemischt werden. Welches Präparat man nimmt, hängt davon ab, gegen welche Würmer man ankämpft. Die verschiedenen Wurmmittel wirken auch gegen verschiedene Wurmarten. Am besten spricht man sich mit seinem Tierarzt.
Zusätzlich zum Wurmmittel ist auf Stallhygiene zu achten und Ställe sowie Eselweiden sind täglich zu entmisten, damit Wurmlarven nicht vom Kot ins Gras und von dort wieder in den Eselmagen wandern.
Zahnpflege
Von vielen Besitzern völlig vernachlässigt werden die Eselzähne. Im fortschreitenden Alter, ab ca. dem achten Lebensjahr, sollten die Zähne mindestens einmal jährlich vom Tierarzt kontrolliert werden. Manchmal müssen zum Beispiel spitze Hakenzähne abgefeilt werden. Die Spitzen können schwere Kaustörungen und Verletzungen an der Backenschleimhaut verursachen.
Quelle: Christiana Sommer in Esel Poscht 3/2002